Prozessorientierte Psychologie nach Arnold Mindell, auch Prozessarbeit genannt, ist grundsätzlich phänomenologisch ausgerichtet. Sie erkennt die der Natur innewohnende Weisheit und den fortwährenden Wandel an und nennt dies den Traumprozess. Sie betrachtet Mensch und Welt als Ganzheit und basiert auf der sorgfältigen Beobachtung dessen, was gerade geschieht. Prozessarbeit folgt der Überzeugung, dass es für jeden Menschen und jedes menschliche System einen natürlichen Fluss der Entwicklung gibt; diesen gilt es aufzuspüren und zu unterstützen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Lösung von Problemen in diesen selbst enthalten ist. Wenn somatische und psychische Symptome, Beziehungsprobleme, Gruppenkonflikte und soziale Spannungen mit Respekt und Wertschätzung für jeden Teil des Prozesses beobachtet und entfaltet werden, dann können diese Erfahrungen neues Wissen, wertvolle Ressourcen und kreative Entwicklungen hervorbringen.
In der Prozessarbeit werden sehr vielfältige Methoden genutzt, die je nach Situation im direkten Kontakt mit Einzelnen, Paaren, Familien und Gruppen ausgewählt und eingesetzt werden. Dies kann in Selbsterfahrung, Kurzzeitberatung, Konfliktmoderation, Teamentwicklung, Therapie oder Supervision geschehen.
Die Entfaltung der Prozesse führt uns letztlich zu einer bewussteren Wahrnehmung der verwirklichten und möglichen Beziehungen zu uns selbst und der Welt. Die Integration der neuen Erfahrung in den Lebensalltag fördert persönliches und kollektives Wachstum. Dadurch kann es gelingen, einen kreativeren Lebensausdruck und neue Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, mit denen wir uns nicht länger als ‚Opfer‘ sondern als Mitgestalter des eigenen Lebens erfahren.
Entwickelt wurde diese Arbeit in den 1970er und 1980er Jahren von Dr. Arnold Mindell, einem Physiker und Jungianischen Lehranalytiker, und seinen MitarbeiterInnen in Zürich. Seit mehr als 25 Jahren lehrt Arnold Mindell gemeinsam mit seiner Frau Amy Mindell. Dieser Ansatz wird kontinuierlich und in vielen Ländern weltweit weiterentwickelt.
Die Wurzeln der Prozessarbeit liegen in der Psychologie C.G. Jungs und in der Humanistischen Psychologie. Sie basiert auf Erkenntnissen der Quantenphysik, der Feldtheorie und der modernen Kommunikationstheorie, und wurde von den philosophischen Gedanken und dem Wissen des Taoismus, des Schamanismus und indigener Gemeinschaften inspiriert.